YOUKI-Blog #4 – 120 Stunden mit YOUKI. Eine Bilanz.

(eigentlich sind es erst 96 Stunden, um genau zu sein.)

Ich hatte absolut keine Ahnung, was mich erwarten würde, als ich am Dienstag von Vöcklabruck Richtung Wels aufbrach. Mit Barney, meinem bundesheergrünen und mit Schmetterlingen und Feen übersätem VW-Polo, der schön langsam beginnt, das Zeitliche zu segnen. Von einer Einbahn in die nächste wechselnd versuchte ich Nicole zu finden, fand aber nur das Hotel Greif, den Schlachthof und den Ka-Je, oder wie dieser Platz auch immer heißt. Kein Medienkulturhaus. Auch einen „denn’s“ fand ich, Wels beeindruckte mich.

Irgendwann also kam ich im Regen und bepackt mit drei Taschen und einer Kiste im Medien Kultur Haus an. Niemand bemerkte mich. Nicole fand ich im ersten Stock auf einem Sessel in einer Art Wartebereich sitzend, das Macbook vor sich. Sebastian kam, begrüßte mich gewohnt herzlich, ich fühlte mich angekommen, auch wenn man das so überhaupt nicht sagen kann. „Dort sind die Kracherl, da der Kaffee! Bedient euch und viel Spaß.“ Wir waren mittendrin, 20 Namen auf einmal, ich habe mir nur die Gesichter gemerkt.

Um 14 Uhr geht’s los, die Redaktion trifft ein, der erste Tag ist komisch, dann ist alles wie immer. Als wären wir schon immer da gewesen, so fühle ich mich hier. Eröffnung: Die Stiegen des Medienkulturhauses sind die epischsten Hallen der Welt in diesem Moment, James Bond in Wels, sogar ein Auto wird abgeseilt, Sebastian und Peter tragen Anzug, die Medien sind da. Dann geht es im Kino weiter. Viel zu langes Blitzlicht fühlt sich nicht so heimelig an, geschlossene Augen heißen nicht, dass man nichts sieht, der Saal ist trotzdem voll aber die Menschen werden zunehmend weniger, sie fliehen vor dem Blitzlicht.

Sonis Extrazimmer ist das Wohnzimmer dieser unserer WG, ein Wiedersehen mit neuen Freunden. Am ersten Abend ist die Euphorie groß, die alten YOUKI-Hasen wissen, dass es besser ist, bald das Hotelbett aufzusuchen. Wir nicht, und bleiben bis zum bitteren Ende, das eigentlich gar nicht so bitter ist sondern nach Cider und Blutorangen-Schnaps schmeckt.

Am nächsten Tag wachen wir lachend auf, viel zu spät, viel zu glückselig, die Arbeit wartet. Um 14 Uhr geht’s los, die Redaktion trifft wieder ein. Der Espressokocher wird unser bester Freund. Die Nachmittage eilen dahin, duschen, Abendessen to-go, ich habe die Suppe vergessen. Mittags gibt es immer eine hinreißende Suppe von Koch und Fooddesigner Christoph Hofinger (dieser mit Aufstrich gefüllte Käse, der wie Nudeln aussah, war ein essbares Gedicht!) mit Holzofenbrot. Ich habe nur einmal Suppe ergattern können.

Jedenfalls ist Mittwoch Karaoke und als sich die zurückhaltendsten Menschen komplett zum Affen machen ist es endgültig besiegelt, dass hier die absolute Harmonie herrscht. Wir gehen heute bald heim, um Schlaf nachzuholen und dem Singen zu entkommen. Ich hätte White Stripes singen sollen und ja, dass soll sich wie eine Drohung anhören.

Donnerstag, Tag 3: Die Motivation ist wieder da, wir erfreuen uns an den vielen Fotos, die im Minutentakt auf Facebook zu sehen sind – Familienfotos, wie gesagt. Um 14 Uhr geht’s wieder los. Wir beginnen die Redaktion zu lieben, lauter kreative Köpfe, alle sind so einzigartig und wir haben große Erwartungen an die Texte.

Heute sind wir das erste Mal im Schl8hof, ist der nächste Gedanke. Die Reportage dazu wird großartig, bin ich überzeugt. Ganz leise und aufdringlich mitreißende Töne läuten die Nacht ein, es folgt Averna Zitrone und die Erkenntnis, dass ich der ungeduldigste Mensch dieses Planeten bin. Viel zu spät laufen wir durch die Nacht, am nächsten Tag bringe ich Kekse mit, Nicole wartet schon.

Es ist wieder wie Mittwoch, Kaffee muss jetzt retten was noch zu retten ist und die Leberkässemmel, um die mich Wayne beneiden würde und Nicole beneidet. An dieser Stelle möchte ich dir sagen, meine Liebe, dass unsere Liebe zwar erst seit einem Monat währt, aber es am Montag trotzdem hart wird, ohne dich aufzuwachen, und das sage ich, die normalerweise nie so lange zu zweit sein kann, statt alleine.

Irgendwie wird es wieder 14 Uhr und die Redaktion trifft ein. Heute ist alles anstrengender als sonst, der Eindruck täuscht nicht. Ich erwarte Besuch um 16 Uhr und ziehe die Weste über dem weiß-durchblickenden T-Shirt fester um mich. Ich habe sie lange nicht gesehen und führe sie durchs Haus. Sie geht, kurz durchschnaufen, um 18 Uhr kommt der nächste Besuch. Ich freue mich, dass Norbert zur YOUKI gekommen ist, um sich von „seiner“ Kirtags-Redaktion zu überzeugen und ein paar gute Filme zu sehen und Bands zu hören. Ein netter aber müder Abend findet wieder ein früheres Ende.

Samstag, letzter Tag, Endspurt. Ich liebe Frühstück, besonders, wenn ich es nicht selbst herrichten muss und dann kein Geschirr spülen. Alle sitzen heute spät bei ihren Eiern und vor ihrem Kaffee, Franz und der Kreisky-Rest ist auch da. „Hast du das von der Dings und dem Bums gehört?“ Um 14 Uhr geht’s zum letzten Mal los. In Gedanken bin ich bei morgen, ich will nicht, dass es vorbei ist, die Festivalmelancholie holt mich ein. Und die Seminararbeit, die schon viel zu lange aufgeschoben ist. Die YOUKI, das waren Ferien von der Realität, wie es die besten Festivals können. Liebe YOUKI, du bist so schön, so lieb und so heimelig, ich werde dich vermissen und nicht vergessen. Bitte lass uns Freunde bleiben, ich hab dich recht in mein Herz geschlossen. Mach’s gut, my sweet little sixteen, ich hoffe wir sehen uns im nächsten Jahr…

PS: Nach dem Schreiben dieses Textes bin ich draufgekommen, dass ich die Filme vergessen hab. Und die Bands. Das lest sich jetzt, als wäre ich nur in der Redaktion und auf den Parties gewesen. Weil das nicht stimmt, kommt in das Magazin eine geänderte Version und ihr bekommt die dann natürlich auch…

Text von Katia Kreuzhuber

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