Wayne’s World! Wayne’s World! Partytime! Excellent! – You’ll laugh. You’ll cry. You’ll hurl.

Zum einen könnte man behaupten, dass Serien eine Art virtuelle Welt darstellen, in die wir eintauchen und in der wir uns verlieren können. Zum anderen sind sie unleugbare Repräsentanten unserer Wirklichkeit und somit auch unserer Kultur. Ob wir kulturelle Aspekte nun bewusst oder unbewusst wahrnehmen, sie finden ihren Weg. Automatisch tauchen wir in fremde Kulturen ein und übernehmen Rituale daraus, um sie in unsere Umgebung einfließen zu lassen. Die Vermischung von Welten – ein grober Überbegriff, der heutzutage in Bezug auf Serien nicht mehr wegzudenken ist. Sie sollen uns nicht einfach zur Unterhaltung dienen, sondern uns auch spielerisch das dazugehörige Wissen vermitteln. Wie wüsste man sonst, wenn nicht aus der amerikanischen Sitcom The Big Bang Theory, was es mit Schrödingers Katze auf sich hat oder wie gewisse physikalische Verfahren, wie zum Beispiel der Doppler Effekt, funktionieren? Dazu liefert einer der Charaktere, Sheldon Cooper, auch eine originelle Idee für ein Halloween Kostüm. Man schnappt sich einen schwarzen Einteiler mit weißen Schallwellen, die das physikalische Prinzip erklären und geht als der Doppler Effekt. Wobei man aufpassen muss, dabei nicht als ein verrücktes Zebra abgestempelt zu werden oder gar als Vollidiot („such a douchebag“).

„Winter is coming!“

Während der Weihnachtszeit zeigt uns der wohl größte Feiertagsliebhaber Seth Cohen aus OC., California, wie prachtvoll das schönste Fest des Jahres zelebriert werden kann. Der mit schwarzer Lockenpracht gesegnete Graphic Novel-Fanatiker erfindet dabei einen eigenen Feiertag und verbindet Weihnachten (Christmas) und Chanukka (Hannukah) zu Chrismukkah. – „I’ve got Jesus and Moses on my side, man.“ Häuser und Gärten werden üppig geschmückt, Strümpfe mit jeweiligen Namen werden über dem Kamin aufgehängt und der bekannteste Begleiter des Weihnachtsmannes, das Rentier Rudolph, leuchtet mit seiner roten Nase den Weg für den fliegenden Schlitten frei. Marshall aus How I Met Your Mother macht auf Long Island vor, wie das Dekorieren von Häusern und Gärten sogar zu richtigen Wettbewerben aufgezogen wird.

Kultur in TV-Serien äußert sich in den verschiedensten Varianten. Manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich. Einige kulturelle Elemente stechen uns direkt ins Auge, während sich andere erst bei späterer Reflexion als solche identifizieren lassen. Bei den offensichtlichen Ritualen denken wir an Feiertage oder wichtige Ereignisse, die wir im Vorhinein schon mit einer bestimmten Kultur in Verbindung setzen. Wie schon zahlreiche amerikanische Serien uns das Bild vermittelten, hat auch Thanksgiving bei unseren US-Freunden einen sehr hohen Stellenwert. In der populären Sitcom How I Met Your Mother wird von Ted Mosby liebevoll der „Truttruthahnhahn“ gefüllt und Kürbiskuchen zum Verzehr bereitgestellt.

„If my parents still get upset over the obscene portion size of American food, I seriously doubt I’m gonna make any inroads with Eminem.“

Mit den Feiertagen kommen die traditionellen Festmahle und somit die Essgewohnheiten im englischsprachigen Raum. Daher werden wir im Laufe unseres Lebens noch oft amerikanische Familien sehen, die zum Frühstück Frischkäse auf ihren Bagel streichen und Engländer, die mit der in der britischen Gesellschaft beliebtesten Brotsorte – dem Toastbrot, in den Tag starten. Dazu wird  das sogenannte „Vegemite“ gegessen, ein konzentrierter Hefeextrakt, der als Aufstrich fungiert und von Nicht-Engländern wohl kaum verspeist werden kann, ohne etwas widerspenstig das Gesicht zu verziehen. Dazu wird Tee, aufgeputscht mit Milch, getrunken, also bottoms up!

„I can’t! I can’t go home until you say yes. I have to rock, I have to, please, I am so begging you let me rock.“

Was würde die Film – und Serienwelt nur ohne den berühmten Britpop, wie den von Blur, Oasis, den Beatles oder Bloc Party tun? For God’s Sake! Wer kennt es nicht, gerade den einen Titel losgeworden zu sein und schon schlängelt sich der nächste wurmartig ins Ohr. Ob nun neu komponierte Lieder oder alte Klassiker wie „With A Little Help From My Friends“, im Original von den Beatles, als Titelmelodie für die Serie Wunderbare Jahre, sie lassen uns keine Ruhe. Neben den Ohrwürmern am Anfang jeder Serie begleiten uns außerdem die musikalischen Untermalungen jeweiliger Szenen. Öfters gespielt, können sich viele Bands wohl nicht beklagen, dadurch größere Medienpräsenz erlangt zu haben.

Nur wenige Serien verkörpern verschiedenste Musikszenen so gut, wie das am schnellsten redende und kaffeesüchtigste Mutter und Tochter-Gespann der amerikanischen Serienkultur – die Gilmore Girls. Hier wird der Musik und der Literatur eine zentrale Rolle beigemessen, da sie für viele Figuren wichtige Bestandteile des Lebens sind. Die überaus belesene, angehende Journalistin Rory Gilmore beglückt uns mit ihrer kilometerlangen Leseliste, angefangen von Moby Dick von Herman Melville über Oliver Twist von Charles Dickens und Howl von Allen Ginsberg bis hin zu russischen Klassikern wie Anna Karenina von Leo Tolstoi.

„They’re just wankers.“ („Das sind einfach Vollidioten.“) Mit diesem Satz von Freddie (einem der Hauptcharaktere der zweiten Generation der britischen Serie Skins) wird uns, zumindest in Bristol, eines der am häufigsten verwendeten Slangwörter von Englands Jugend aufgezeigt. Zurück in den USA dürfen wir uns mit Sprüchen wie „Wow! What a totally amazing excellent discovery… NOT!“ die Zeit vertreiben. Die zwei liebenswerten Heavy Metaller Wayne Campbell und Garth Algar in der Comedy Serie Wayne’s World bringen uns noch heute lauthals zum Lachen und zeigen uns, wie man gewöhnliche Zeit in „Partytime“ umwandelt. Wir finden das excellent, Sh’yeah! Nicht nur wir lassen britische und amerikanische Eindrücke in unseren Alltag einfließen: Gekonnt lässt Die Nanny diese zwei Welten aufeinanderprallen. Die Welten des aus New York stammenden Kindermädchens Fran Fine und der Familie Sheffield, die, wie der Name schon verrät, Engländer sind.

„We’re British. We can say anything we like and people think it’s Shakespeare.“

Weg vom britischen und amerikanischen Vergleich entsteht bei deutschen Übersetzungen oft das Problem, dass bei englischsprachigen Redewendungen und Wortspielen der Sinn oder der Witz verloren geht. So wird der Müsli essende Ted Mosby vom „cerealkiller“ zum Cerealien-Mörder. Alles fing mit dem simplen Satz an: „Kids, I’m gonna’ tell you an incredible story – the story of how I met your mother.“ Wenn man wie Phoebe aus Friends nur das Pla von einem Plan besitzt – dann Müsli herrichten, zurücklehnen und dem Cerialien-Mörder bei der Suche nach der Mutter zusehen. Take five and have a blast!

 

Ein Text von Michaela Vujasinovic (YOUKImagazin-Redaktionsteam)

 

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