wenn man daheim “zum chinesen” geht, dann meint man damit meistens ein restaurant mit großen portionen entenfleisch und dickflüssigen saucen, die eigentlich dazu gedacht sind, dass man sie teilt, auf den großen runden tischen. und nicht zu zipfer bier einzeln isst, wie bei uns. sondern mit tee. aber wir sind ja schließlich nicht in china! stimmt. dafür sind chinesische restaurants bei uns wiederum eine ganz eigene welt. meistens kommt man besonders angfressen wieder heraus aus ihnen, weil das all-you-can-eat angebot muss man ja auch ausnutzen, oder?
eins der zwei österreichischen lokale in hongkong wirkt dagegen so richtig authentisch. dunkle holzverkleidung, bereits am nachmittag eine gut besetzte bar und eine kellnerin, die das hackln wieder einmal überhaupt nicht zaht. obwohl diese offensichtlich sogar eine chinesin ist. also doch nicht ganz ein richtigs beisl? naja, wer hat’s denn als österreicher schon nötig, zum kellnern nach hongkong zu gehn? die speisekarte verspricht nicht zu viel und die erdäpfel der ersten gulaschsuppn seit monaten schmelzen in meinem mund. österreichisches bier gibts aber leider keines, obwohl man aus insiderkreisen hört, dass zipfer einmal im monat einen container voll hinschicken soll. dafür gibts aber wein, wofür wir ja eh bekannter sind. und ja, deswegen vielleicht auch der name des restaurants: weinstube.
beim chinesen in vöcklabruck tut sich derweil was – es hat sich wer getraut mit staberln zu essen! ein mikrokosmos chinesischer kultur ist so ein lokal in österreich meist nicht. die auslandschinesen stammen fast alle aus der südprovinz guangdong. das ist auch die mehr oder weniger einzige provinz chinas wo man mit hund, katz und co bekocht wird. also nicht unbedingt das, was man in vöcklamarkt beim chinesen bekommt. peking ente und gebratene nudeln sind aber ebenfalls ein kleiner ausschnitt der vielseitigen chinesischen küche. ein authentisches abbild chinesischer küche wäre wohl mian, also nudelsuppe. findet man zwar in österreich. eher mehr aber in wien bei chinesischen spitzenküchen als am land.
wieder im österreichischen beisl in hongkong. bei den deutschen utensilien unter der deko fällt auf, dass es nicht nur österreicher anlockt. der zweite hinweis, dass das erlebnis in der weinstube in china doch nicht ganz wie daheim ist – eine fahne von einem deutschen regionalfußballverein würde beim dorfwirt wohl nicht allzulange hängen, oder? spätestens bei der musik aber versinkt man wieder im flair eines typisch österreichischen lokals – moonlight shadow remix von groove coverage erinnert mich kurz sogar an apres-ski. die preise wirken auch eher wie in kitzbühel – 15 euro für leberkäs mit spiegelei!
allgemein ist also zu sagen, dass chinesische restaurants in österreich und österreichische lokale in china nur ein schnipsel der jeweiligen anderen kultur mitbringen. zusätzlich entwickeln solche restaurants fremder küche auch einen eigenen kultigen charme. vor allem die chinesischen lokale bei uns sind speziell – wenn sie auch eher wenig mit chinesischen realitäten zu tun haben.
Text und Fotos von Philipp Preuner