… und das im wahrsten Sinne des Wortes. Momentan dreht sich (fast) alles um die Kugel, ob man das will oder nicht. Die Rede ist natürlich von der Fußballweltmeisterschaft. Neben den zwei bis vier Spielen, die es täglich in jedem Lokal und an jeder Ecke zu sehen gibt, wird ein erstaunliches Phänomen beobachtet. Alle Menschen, zumindest in meinem persönlichen Umfeld, ob Männlein oder Weiblein, haben auf einmal mehr als genug Gesprächsstoff. Sei es der Schiri, der die Mannschaft, die man natürlich nicht präferiert, bevorzugt oder der Goali, der sowieso nur als Fliegenfänger fungiert. In allen möglichen Personenkonstellationen, an allen möglichen Orten, wird gefachsimpelt, gejubelt und/oder geflucht, je nachdem, welche Verhaltensweise gerade angebracht erscheint. Dass Österreich die Qualifikation nicht geschafft hat, scheint Schnee von vorgestern zu sein. Es gibt ja zum Glück so viele Mannschaften, auf die man setzen kann – aus welchen Gründen auch immer.
Ob man sich auch zwischen EMs oder WMs für diesen Sport interessiert? – Viele würden diese Frage wahrscheinlich verneinen, aber hat man überhaupt die Möglichkeit, dass man sich in Zeiten wie diesen nicht für Fußball interessiert? Überall und jederzeit gibt es ab einem bestimmten Zeitpunkt nur das eine Thema. „Hast gestern das Spiel gesehen?“ – „Ja, bist du wahnsinnig, das war was“. Das sind Floskeln, die, zugegebenermaßen auch von mir, in den letzten Tagen sehr oft benutzt wurden. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr man sich in ein Spiel hineinsteigern kann, auch wenn man 20 Minuten vor dem Anpfiff noch nicht einmal wusste, welche Mannschaften überhaupt gegeneinander spielen. Jeder, egal welchem Geschlecht angehörig, ist plötzlich DER Fußballexperte und wenn einmal die Frage kommt, was denn jetzt genau ein Abseits ist, erntet man skeptische, wenn nicht sogar belächelnde Blicke von den Freunden.
Ob man wirklich interessiert ist oder einfach nur vom WM-Fieber mitgerissen wird, ist im Endeffekt nebensächlich. Auch wenn viele Blicke während Gesprächen auf eine Leinwand oder einen Bildschirm gerichtet sind, verbringt man die Zeit doch lieber mit Freunden, als alleine zu Hause auf der Couch zu sitzen und sich irgendetwas zum wiederholten Male in der Flimmerkiste anzusehen. Und Gott sei Dank gibt es ja Spiele (oder die Halbzeiten), die nicht sonderlich spannend sind und man kann sich wieder auf die Gesprächskultur konzentrieren. Ob in einem Lokal Hintergrundmusik gespielt wird oder die Backgroundgeräusche Pfiffe und Fangesänge sind, ist dann doch eher unwichtig, oder? Bei vielen steht ja doch eher die soziale Komponente im Vordergrund, als der Ball und die 22 Männer, die ihm 90 Minuten oder länger nachlaufen.
Für alle, die diesem Phänomen trotzen und sich vom Fußballfieber nicht packen lassen, gibt es den Schimmer am Horizont, dass diese Zeit in weniger als einer Woche wieder vorbei sein wird und dann haben sie wieder Ruhe, zumindest bis zur nächsten europa- oder weltweiten Meisterschaft.
Aber natürlich kann man das menschliche Verhalten während eines Sportgroßereignisses nicht verallgemeinern, denn Ausnahmen bestätigen bekanntlich ja die Regel!
Ein Text von Alexandra Hofer
Fotos von Agencia Brasil/wikimedia commons