fill in: heart.
(nein, ist mir im augenblick zu global)
klar – weiß ich was und wo mein zuhause ist: ich wohne da wo sich grüne und blaue untergrundbahnen kreuzen, man an fast jeder ecke drogen kaufen kann, die polizei gerne und oft blaulichtpartys schmeißt. im epizentrum der döner-monarchie, auf dem catwalk der neonfarbenen schuhsohlen mit airbubbles und nicht zuletzt dem schauplatz etlicher humanökologischer probleme sowie deren dazugehöriger demos.
grenze ich mein »zuhause« ein, wohne ich davon drei minuten entfernt. in meiner comfortzone gibt es mehr bäume, zwitschernde vögel und spielende kinder im hof, als sich drehende dönerspieße und herumliegende junkies. mein zuhause ist: hell, ruhig, zweistöckig, hofseitig ausgerichtet – mein lokales zuhause, das ich jederzeit verlassen kann. und weil ich schon lange eine gute beziehung zur migration pflege, verfüge ich über mehrere lokale »zuhäuser«. (so erklärt sich übrigens auch, dass mein schlüsselbund starke gewichtsschwankungen hat)
verspüre ich österreichisches fernweh (oftmals: einfach-weg-weh, gelegentlich: heimweh), ist es mir in der stadt zu heiß, hat meine oma geburtstag, heiratet meine cousine oder will ich einfach nur freunde und den türkisfarbenen attersee wiedersehen, beschließe ich also mein lokales zuhause zu wechseln. geht ganz einfach: TXL – SZG, dauert 55 minuten, kann ich fast blind. ich (luxusmädchen) werde vom flughafen abgeholt und nicht selten mit den worten »ach schön, dass du wieder zuhause bist!« begrüßt. ungenau betrachtet ist also auch schon der flughafen ein teil von meinem zuhause? in dem moment ist der heimat-umkreis nämlich so variabel, dass die wiedersehn-freude mich zu einer gebürtigen mozartkugel macht.
(zuhause wird dann gegen dahoam eingetauscht)
und kaum woanders als in meinen vier kindheitswänden wird dahoam so oft erwähnt. sei es jetzt welche pläne ich denn für dahoam hätte oder was ich denn dahoam zu essen möchte oder wen ich denn dahoam treffen würde, ob mir dahoam wohnen nicht auch gefallen könnte und wann ich das nächste mal wieder hoam kommen täte? falls mich dann antwort-trägheit und reise-müdigkeit noch nicht platt gewalzt haben, nütze ich die vorhandene restenergie meistens um aus dem elterlichen nestchen zu flüchten.
zum see. der see ist auch mein zuhause. er stellt keine nervigen fragen, sagt mir nicht, dass ich was aus meinem leben machen soll, zu wenig geld in meinem portemonnaie und zu viel verantwortung in meinem job trage.
Text von Elena Anna Rieser