Es ist zum Heueln, zum Kotzen, zum Schämen, zum Aufregen und zum Verzweifeln.
Zur Zeit werden Menschen in Österreich als Probleme bezeichnet und behandelt, es wird gehasst, gehetzt und alle haben Angst. Jeder bekommt mit, was im Moment in der Flüchtlingspolitik vor sich geht und wird mit täglichen Meldungen gefüttert, die bei uns allen zu Gefühlen des Entsetzens führen – das darf doch einfach nicht wahr sein. Deinen Feed bestimmst du und er bestimmt dich und dein Bild der Situation.
Flüchtende suchen Schutz, weil sie in ihrem Herkunftsland um ihr Leben fürchten müssen. Dass diese Tatsache viel zu vielen Österreichern einfach nicht einleuchet, ist ziemlich unverständlich. Ablehnung gegenüber Neuem und Fremdem ist überall zu beobachten, diese Menschen gehen uns nichts an, sind Belastungen, meinen tatsächlich manche.
Wir alle haben eine Meinung und etwas zum Thema zu sagen, aber persönliche Erfahrungen haben wenige. Unsere Wahrnehmung zu bestimmten Themen wird zu einem Großteil daraus gespeist, was wir lesen und hören und nicht aus unseren täglichen Begegnungen. Was wir lesen hat zur Zeit häufig mit Politik zu tun, die keine ist. Es ist ganz schön beunruhigend, wenn diejenigen, die regieren, völlig verzweifelt und überfordert sind. Und das Allerschlimmste ist, dass die meisten von uns ihr Zutun darauf beschränken, ihren verbalen Senf dazu zu geben, statt auf die Straße zu gehen, etwas zu machen, irgendwas.
Zu oft habe ich in den letzten Wochen gehört, wie wenig man doch tun könne. Sich aufregen ist halt einfacher als selbst in die Verantwortung zu gehen. Diesen bedauerlichen Tendenzen kann man nur mit Gesten kontern, sich darüber zu ärgern bringt wenig. Es kann ziemlich gefährlich sein, sich mit dem Gefühl der Machtlosigkeit abzufinden und zu resignieren.
Aber genug gesudert übers Sudern, wir alle wissen, wie beschissen die Situation ist. Eigentlich soll es hier aber um Projekte gehen, die uns beeindrucken und uns an das Gute glauben lassen:
Es gibt nämlich Beispiele dafür, dass es durchaus Menschen gibt, die nicht davor zurückschrecken, Menschen kennenzulernen, die eine andere Sprache sprechen, Traumatisches erlebt haben, und deren Leben sich in vielen anderen Hinsichten von dem ihren unterscheidet. Die sich aus ihrer Comfortzone trauen, sich im eigenen Handlungsspielraum und darüber hinaus sozial engagieren, kreativ sind, sich um Begegnungen bemühen und zeigen, dass Probleme anderswo auch uns betreffen. Weil Menschen Grundbedürfnisse haben, ein Bett, Nahrung und Schutz brauchen und nichts, absolut nichts rechtfertigt, dass man ihnen hier so kaltherzig begegnet. Das Gegenteil sollte der Fall sein, gerade diese Leute bedürfen Herzlichkeit.
In St. Georgen gibt es jährlich anlässlich zum Weltflüchtlingstag ein Fußballturnier, das Raum für Begegnung zwischen ÖsterreicherInnen und AsylwerberInnen schafft. Beim „Boafuaßcup“ wird gespielt, anschließend mit Musik gegrillt und ein gemütlicher Abend verbracht. Leute, die sich auf der Straße nicht ansprechen oder miteinander in Kontakt treten, kommen zusammen. So einfach geht das. (Heuer ist der Boafuaßcup leider schon vorbei, aber weitere Veranstaltungen dieser Art sind in Planung)
Im Juli gibt’s zwei weitere ziemlich supere Events im Bezirk, die Solidarität zum höchsten Prinzip erklären:
Das Rock for Kongo (wir berichteten) – dieses Jahr schon zum achten Mal.
Mit den Einnahmen wird das Projekt „Bildung für Mädchen“ der oberösterreichischen Don-Bosco-Schwester Hildegard Litzlhammer in der Demokratischen Republik Kongo unterstützt. Beim Verein Rock for Kongo handelt es sich um eine Gruppe supercooler Mädls aus Vöcklabruck und Umgebung, die mit extrem viel Engagement, Girlpower und Musikgeschmack (Heuer am Start: Der Nino aus Wien) ein feines Festl auf die Beine stellen.
Am 11. Juli im OKH Vöcklabruck.
Außerdem:
Das Bongo Flavour in Redleiten, nähe Frankenburg.
Veranstalter des Benefiz sind die drei Vereine Kwetu ni Kwenu, Papo Frankenburg und Azubi Kibwigwa, die in Tansania engagiert sind: Wichtig ist ihnen vor allem darauf aufmerksam zu machen, dass Entwicklungshilfe überflüssig sein sollte – stattdessen wird Raum für selbstkritischen Dialog geboten. Es gibt Infos zur Arbeit der Vereine, immer ein extrem nices Line Up („Hinterland“ tritt dort heuer auf! Ich mach jetzt keine Anspielung auf Redleiten) und eine Modenschau, die tansanische Stoffe und österreichisches Design verbindet.
Am 24. und 25. Juli in Redleiten.
Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass die Kombination aus Benefiz, gutem Line Up, Informationsvermittlung und geilem Essen in beiden Fällen ihres gleichen sucht und immer wieder wunderbare, rauschende Sommernächte hervorbringt!
Es ist wichtig, Stellung zu beziehen. Aber noch essentieller ist es, keine Begegnungen zu scheuen, denn kein Medium kann uns die Notwendigkeit, eigene Erfahrungen zu machen, ersparen.
AsylwerberInnen haben freien Eintritt. Beides Pflichttermine!
Erscheinen Sie, sonst weinen Sie!
Text von Pia Gärtner
Foto von Ulrich Sperl
Mehr Infos auf:
www.rockforkongo.weebly.com
www.bongoflavour.org
Und das sollte man auch mal auschecken wenn man gegen die Unmenschlichkeit aufstehen will:
www.aufstehn.at