Wunschliste an die Überlistung der Realität

Link zur Vertonung mit den Improvisanten

Im Grunde kann ich wunschlos glücklich sein, genügsam mit allem, was ich habe, aber ein paar kleine Extras könnte es schon vertragen, vor allem solche, die nicht schaden. Nicht dass ich mich beklagen will, eigentlich gibt‘s keinen Grund zum Jammern, doch manche Belange steigern mein Verlangen nach dem Andern, das vielleicht besser sei, nicht rein hypothetisch versteht sich, absolut konkret. Dabei stelle ich ungern Forderungen ans Leben und schwelge lieber in Zufriedenheit, vorausgesetzt ich kriege, was ich mir vorstelle und am liebsten noch mehr, in der Hoffnung, dass mein Wille geschehe, weil alles so viel leichter wäre wenn.

Ich wünsche mir nicht viel, nur die Enthüllung einer Bedürfniserfüllung, die jegliche Sehnsüchte eliminiert, kapiert! Ich wünsche mir einzig und allein, dass das Leben, allen Bedenken zum Trotz, doch ein Wunschkonzert sei und mein Wunsch ihm Befehl, dass Wunschdenken keiner Zeitverschwendung gleicht und herzliche Glückwünsche sich bewahrheiten, dass meine Wünsche nicht nur Väter der Gedanken bleiben, vielmehr Mütter der Wirklichkeit, die Ideen austragen, bevor sie zutage treten. Ist das zu viel verlangt?

Ich wünsche mir Wunschträume mit Realitätsbezug, einen Regenschirm, der im Handumdrehen immun wird gegen das Umdrehen im Wind, einen Winter mit langen Sonnentagen im November ohne Nebel, ein Sitzen an den Hebeln, da wo sie den Planeten den Bach runter kurbeln, eine Wunschwelt voll Frieden und Harmonie, in der Geld seine Macht verliert und die Mächtigen schmächtig den Kürzeren ziehen, eine Beziehung ohne Kiste, ohne Streit um nebensächliche Kleinigkeiten, einen Zyklus ohne Hormonschwankungen, rundum Gesundheit ohne Erkrankungen, kurzum ein Leben ohne Ablaufdatum, ohne dein Sterben in meinen Armen, in Ewigkeit Amen, eine Menschheit, die sich nicht gegenseitig verwünscht, sondern vernetzt, die das Erbe der Erde schätzt statt sich ihr zu widersetzen und sie zu verletzen, eine kollektive Psyche ohne Psychosen oder bodenlose Frechheiten, Mode ohne Hosen mit Karotten, Glocken die aus Kirchtürmen ausbrechen und bei heiligen Geistesblitzen läuten, Witze ohne grottenschlechte Pointen, ehrliche Politiker ohne Krawatten, Zuckerwatte, die den Cholesterinspiegel senkt, eine Gesellschaft die sich durch Liebe lenkt und alles wieder einrenkt, Geschäfte, die Waren im Überfluss verschenken, Wirtschaftsbosse die für die Umverteilung plädieren statt die Kluft zwischen arm und reich zu präferien, inspirierende Regierende, die ihr Volk weder irritieren noch manipulieren, aber sich aufraffen die Hierarchie abzuschaffen, Advokaten mit Sinn für Gerechtigkeit, Avocados aus biologischem Anbau in heimischer Reichweite, Energie die nicht in Kraftwerken generiert wird, sich selbstständig erneuert und beständig genug für alle erzeugt, Fahrzeuge gesteuert ohne überteuertes Öl, Plastik das sich in Luft auflöst und den Verpackungswahn entblößt, Weihnachten ohne Konsumgeilheit, genug Zeit für gute Taten und Wahrheit, die nicht lügt.

Ich wünsche mir Sternschnuppen zuhauf, damit ich mir nicht nur alles Gute, sondern auch noch das Beste wünschen kann, aufdass Wünschen hilft und auf vielfachen Wunsch hin nichts zu wünschen übrig bleibt.

Text und Vertonung von Lisa Lehner (mit den Improvisanten)

 

 

 

 

 

 

 

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