fill in: schlaf(los)
der abend ist spät. vermutlich auch der morgen früh. jedenfalls leuchtet mir mein wecker »04:39« ins gesicht, nachdem ich ihn unlieb angerempelt habe. meine augen fixieren die l.e.d.-anzeige, die schnell wieder w.e.g. ist – es folgt die bereits zuvor da gewesene tiefschwarze totenstille. weder umrisse noch geräusche sind zu erahnen, nur eine sich fies einschleichende sehnsucht: meine ohren sehnen sich nach musik, meine augen sich nach farben, meine füße sich nach schuhen und ich mich nach draußen. blöd nur, dass ich mich noch tief in der schlafstarre befinde.
ganz im gegensatz zu meinen muskeln, scheint mein kopf jedoch schon erstaunlich gut zu funktionieren. darin fange ich herumfliegende wörter / sammle ich herumliegende wörter nach deren endung ein / und ordne ich gedanken nach deren länge / menge ein, versuche keine songtext-zeilen zu stehlen / unpassende buchstaben zu quälen.
die haare zum pferdeschwanz gebunden,
dunkelblaue socken, darüber schuhe angezogen,
unterschlupf im kapuzenpulli gefunden,
musik in den ohren, aus dem haus geflogen.*
meine nase juckt. höchste zeit die schlafende paralyse gegen eben phantasierten elan einzutauschen.
hand > lichtschalter… beides funktioniert.
(true story / beruht auf einer wahren begebenheit)
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*fragender gedanken-exkurs: jetzt mal ehrlich, ob sich »aus-dem-haus-fliegen« jetzt lohnt? und was ist der lohn / die belohnung überhaupt? befriedigung meiner sehnsucht? den bass des untergrunds wummern hören? die spree dahinfließen sehen? den nachtwind fühlen? warum raus? warum nicht einen tee oder heiße milch mit honig trinken? warum nicht einfach weiterschlafen? hab ich in meiner kindheit / jugend zu oft »nachtmensch« gehört?
Text von Elena Anna Rieser